WestEnd Regisseure A-Z
2 Punkte von Björn Siebert:
Was ist nur mit Ridley Scott los? Früher konnte man seine dünnen Drehbücher noch entschuldigen, da er regelmäßig Qualität und Herzblut in seine Projekte gesteckt hat. Seine von ihm erfunden Ästhetik war irgendwann zwar Mainstream und nutzte sich dann schnell ab, aber er hatte immer ein wenig Vorsprung was die Perfektion dieser Bilder betraf. Er war immer ein akribischer Perfktionist. Selten kam da mal ein wirklich guter Film bei raus, aber für Blade Runner, Alien und Die Duellisten musste man ihn wohl zwangsläufig verehren. Nun, das war früher. Heute ist Ridley Scott ein alter Sack, der sich von seiner mittlerweile langweiligen Farbfilter-Hochglanz-Kinoästhetik immer noch nicht gelöst hat. Auch die Geschichten die er erzählt riechen nach ganz kaltem Kaffee. Der Aufstieg und Fall eines schwarzen Gangsterbosses? Wieviel hundert mittelmäßige Gangsterfilme muss man denn noch ertragen? Die Franzosen und Italiener haben wohl nun auch das uramerikanischtem Genre nach dem Western mit wehenden Fahnen eingenommen. Public Enemy Nr. 1 (Frankreich) und Gomorra (Italien) waren echtes intelligentes Gangsterkino und dabei auch noch Gesellschaftsfilme oder Milieustudien. American Gangster ist dagegen ein Ausstattungsfilm und ansonsten nur zähe Routine. Amerikanisches Kino findet heute ja nur noch im Format XXL statt, dabei fliesst die ganze Energie der Beteiligten in das Sortieren der Parkgenehmigungen. Mit haufenweise Kameras und dem ständigen Austausch von Totalen und Großaufnahmen ist "Continuity" kein Problem mehr. Der Stab ist so riesig, dass das alles irgenwie schon hingebogen wird. Früher war das mal Neu. Ridley Scott ist einer der Väter dieser XXL-Entwicklung. Jetzt müsste er eigentlich mal die Reissleine ziehen und neues probieren. Dafür ist er anscheinend aber nicht geeignet und AG ist der Beweis. Nun kommt demnächst von Michael Mann ein Gangsterfilm ins Kino der auch Public Enemy heisst. Regisseur Mann ist zuzutrauen in dem Bereich Gangsterfilm etwas Boden gegenüber den Europäern gut zu machen. Er forscht immerhin mit seinen Bildern an vorderster (digitaler) Front. Seine Drehbücher haben jedoch ähnlich "Mut zur Lücke". Ridley Scott drehte nach AG einen langweiligen, belanglosen Action-Film mit DiCaprio und Crowe. Was er zur Zeit treibt will man eigentlich gar nicht wissen. Drauf wetten kann man aber, dass der unsäglich Russell Crowe drin auftaucht. Die nervigste Verbindung seit Scorsese den Jahrhundertfehler mit Di Caprio begangen hat. Ja Schade.
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