4 Punkte von Lars Tuncay:
Der Oesterreicher Erwin Wagenhofer versorgte uns bereits in "Wee feed the
World" mit unbequemen Wahrheiten ueber die Nahrungsmittelindustrie. Nun
hat er sich die wirtschaftlichen Abgruende dieser Welt vorgenommen.
In "Let's make money" legt er die Verzweigungen weltweiter
Finanzgeschaefte offen. In eingehender, jahrelanger Recherche stiess er so
auf unglaubliche Machenschaften der Geldindustrie. Dabei dokumentierte er
die Zahnraeder der Maechtigen ebenso, wie die Auswirkungen auf die Armen.
So besuchte er eine Baumwollplantage in Afrika und sprach mit einem
Entwicklungshelfer, der ihm das Leid der durch US-Subventionen
hervorgerufenen Dumpingpreise klagte. Er zeigt die Armenviertel in Indien,
die vom Outsourcing der Industrie in direktem Masse betroffen sind. Auf
der anderen Seite begleitet er einen westlichen Funktionaer bei der
Besichtigung einer neuen Fertigungshalle in Asien, spricht mit
Wirtschaftsbossen ueber "Emerging Markets", wie die Entwicklungslaender
verkaufstraechtig betitelt wurden, und entlockt ihnen schmerzhafte
Wahrheiten. So wuerden einige Unternehmer zu Recht als "Heuschrecken"
bezeichnet, ist ihre Vorgehensweise, ins Trudeln geratene Firmen
aufzukaufen, auszuschlachten und dann den Woelfen zum Frass vorzuwerfen,
doch der Vorgehensweise eines Schwarms nicht unaehnlich. Unfassbar wird
es, als der ehemalige "Wirtschaftskiller" John Perkins zu Wort kommt und
in einfachen Worten die Vorgehensweise der Regierung Bush offen legt, die
u.a. zum Irakkrieg fuehrte. Schliesslich laesst Wagenhofer schlucken, wenn
er die kilometerweiten Bauruinen an der spanischen Kueste zeigt, deren
exorbitanten Hotelanlagen nichts weiter als leerstehende Investmentobjekte
sind.
Wagenhofer stellt sich selbst nie in den Vordergrund und berichtet
distanziert. Dabei macht er es dem Zuschauer nicht einfach und der dankt
es ihm. Mehr als 150.000 Besucher seines Erstlings beweisen dies.
Sicherlich sind einige Tatsachen seines Berichts und die generelle
Haltung, dass die Welt eine schlechte ist, nicht wirklich neu und mit fast
zwei Stunden Laufzeit ist "Let's make Money" zudem schmerzhaft lang
geworden. An seiner Wichtigkeit aendert das indess nichts.
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