WestEnd Regisseure A-Z
4 Punkte von Lars Tuncay:
Clint Eastwoods Filme sind wie guter Wein: im Alter werden sie besser. Diesmal hat er uns, nach zuletzt schwerer Kost, mal wieder einen leichteren Jahrgang eingeschenkt. Dabei sieht es am Anfang grimmig aus für alle Beteiligten. Walt Kowalski ist gerade Witwer geworden und schaut mit Verachtung auf seine Sippschaft. Mit seinen beiden Söhnen kann er ebenso wenig anfangen wie mit dem neuen Pfarrer, der frisch von der Schule zu kommen scheint. Also wartet Walt lieber mit der Flinte auf der Veranda, bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Als er eine Horde Halbstarker von seinem Grundstück verjagt und dabei zufällig auch den Sohn der Nachbarsfamilie beschützt, ist es um die Ruhe jedoch geschehen. Denn die Hmung, chinesische Einwanderer, sind ihm aus Tradition zu Dank verpflichtet, ebenso wie die Nachbarn im Viertel, und auf der anderen hat er Seite den Zorn der Gang auf sich gezogen. Der verbitterte Korea- Kriegsveteran muss wohl oder übel wieder selbst aktiv werden. Gleich in der ersten Szene, wenn Walts Blick über die Trauergesellschaft schweift und sich seine Miene verkrampft, hat man diesen unausstehlichen Kauz bereits lieb gewonnen. Eastwood selbst verkörpert ihn beängstigend kaltschnäuzig mit der von ihm gewohnten stoischen Art. Erst die Beziehung zu dem Nachbarsjungen lässt ihn auftauen. Eastwood gelingt dieser Wandel auf charmante Weise und ohne eine Spur von Sentimentalität. Die wäre in Walts Welt auch absolut fehl am Platz.
5 Punkte von Björn Siebert:
Gran Torino ist nichts weiter als Clint Eastwoods beste Regiearbeit seit "Der Texaner - The Outlaw Josey Wales" und der stammt immerhin aus dem Jahr 1976. In seinem hohen Alter fängt Eastwood nicht an gemütliche Filme zu machen, wie all die anderen selbstzufriedenen Haudegen. Er beschäftigt sich mit aktuellen Problemen, anderen Kulturen und hinterfragt ständig den eigenen Mythos um seine Person. So spiegelt sich in der Figur Eastwoods auch ein Schauspielerkarriere die zweischneidiger nicht sein konnte. Der Held Eastwood wurde vergöttert und gehasst, doch nun im Alter blickt er auf seine Entscheidungen zurück und erkennt, negiert nichts aber hinterfragt. Keine andere Person nach John Wayne war so tief gespalten wie Eastwood, an ihm wurden politische Diskussionen ausgetragen, er wurde von der einen Seite zum Volksheld hochstilisiert, von der anderen Seite zum rassistischen Hardliner abgestempelt. Eastwood hat das selten kommentiert. Seine Filme sprechen dazu heute eine eindeutige Sprache. Eastwoods Gran Torino ist ein tonnenschweres Drama, schnörkellos inszeniert, ohne moderne Spielereien, gradlinig erzählt, mit klarer Botschaft und konsequent zu Ende gebracht. Da ist die direkte Opposition zum europäischen Arthouse-Kino, es gibt Waffen, Gewalt, schlechten Sprachstil, unterdrückte Gefühle und einen Haufen Nationalstolz. Aber genau diese Filme sind der Grund warum man Hollywood liebt, das Starkino, das vorhersehbare, die Konsequenz und die wahnsinnige Ökonomie. Gran Torino ist Hollywood Kino der alten Schule, eine Filmschule die neben Eastwood und Scorsese kaum einer mehr beherrscht und viel schlimmer, von anderen Filmemachern auch nicht weiter verfolgt wird. Eastwood ist halt ein sturer Bock und er nimmt sich mittlerweile heraus das zu machen was er will. Keine Rückblenden, keine verschachtelten Erzählstrukturen, kein übermäßig künstlerischer Stil, kein (post-) Postmodernismus. Das Timing und die Erzählweise lehnt sich hier immer noch an den klassischen Western an. Das ist die reinste Befreiung. Das ist alles so perfekt vorgetragen, dass man den Mund nicht mehr zu bekommt. Der moderne Hollywoodfilm sollte mal bei Eastwood in die Lehre gehen, bevor dieser unsere und seine eigene Welt verlässt.
2 Punkte von leif magne tangen:
Is Clint Eastwood racist or not?
His films are today recognized as filmkunst. This is, in my opinion, highly questionable. I have to support Philippe Person`s claim in his article "Hollywood’s elitist, anti-populist actor-director - Clint: still good, bad and ugly":
>>Clint Eastwood has somehow joined the pantheon of great movie directors, with huge commercial success allied to art-house acclaim. Is this reputation justified?<<
After which Eastwood is stripped for most if not all of his merits.
In my eyes he is a conservative film maker with right wing views. Although his films are well shot and well written (some of them) they are not to be misunderstood as good movies, for that they are to problematic, even racists.
Grand Torino an old grumpy man has a life changing experience meeting with his Hmong neighbours. It ends up with him getting shot and thus getting the bad guys in jail. One could claim that Eastwood (who plays the grumpy old man) is using his "dirty harry" acting techniques 40 years later. Not very interesting, but unfortunately understood as humor instead of bad acting. He teaches a young Hmong-boy how to become "a man" to save him from his gang-friends. Problem: the grumpy old man`s understanding of the term "man" is narrow, way to narrow. Gran Torino? oh, the car, yes, the boy inherits it. all in all: boring.
4 Punkte von Lars:
Immer dieser stumpfe Rassismusvorwurf-Quatsch! Warum muss ein Film immer ein konsequentes Statement haben diesbezüglich. Soll sich der alte Mann, den Eastwood spielt um 180 Grad wenden? Wie unglaubwürdig wäre das? Und warum darf er kein Held sein? Der Film erklärt meiner Meinung nach sehr eindringlich seine Perspektive, zugegebenermaßen nicht sehr ausführlich seine rassistischen Denkweisen, aber warum auch. Widerspricht er sich nicht ohne große Erklärung, indem er letztlich auf SEINE Art Sympathie für die Familie empfindet? Und wer sagt, das seine Art und Weise ein Mann zu sein, welche er dem jungen Thao vermittelt, die Richtige ist?
Sorry, aber meiner Meinung nach ein sehr großartiger Film. Ein gelungenes Psychogramm eines knochigen, verbitterten, auf seine Art dennoch akzeptablen Kriegsveteranen, wie es ihn, wie ich finde, in den USA nicht nur einmal gibt. Leider nichts für Leute die gern vom Film vorgegeben bekommen, wie alles richtig sein soll bzw. political correctness wichtiger ist als ein guter Film...
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