4 Punkte von vero:
Die erste Szene: ein Familienstilleben im Grünen, die malerische Landschaft scheint deckungsgleich mit der familiären Harmoniel zu sein. Doch bereits die musikalische Begleitung durch Mozart-Klänge sowie die fast unwirklichen, über-satten Farben treiben das Idyll an den Rand des Erträglichen. Schnell wird klar: Hier stimmt etwas nicht. Denn der glückliche Ehemann Francois unterhält im Verlauf des Films eine heimliche Affaire zu einer anderen. Als seine Frau schließlich davon erfährt, nimmt sie sich so unscheinbar wie ihre sonstige Erscheinung das Leben: Wiederum beim sonntäglichen Familienausflug in die Natur wird sie plötzlich tot im nahe gelegenen See aufgefunden. Spätestens diese Szene widerlegt die vielfach von der Rezeption geäußerte Kritik, Le Bonheur sein platter Kitsch. Vielmehr stellt er die bürgerliche Kleinfamilie der 60er Jahre als unerbittliches Ideal aus, das selbst dann nicht aus der Facon gerät, als die Ehefrau daran zugrunde geht. Dieser Zynismus Vardas wird durch farbenfrohe Überblendungen sowie durch in die Szenen montierte Motive aus der Tierwelt unterstrichen. Und am Ende hinterlässt die lückenlosse Idylle ein tiefes Unbehagen: Die ehemalige Geliebte, die zu Beginn noch als selbstständige Frau und somit als Gegenmodell der Mutter gezeigt wurde, hat stillschweigend deren Rolle übernommen. Als angepasste Doppelgängerin der toten Ehefrau spaziert sie neben Francois und den Kindern durch den romantischen Herbstwald. Insgesamt bebildert dieser verstörende Film die These, dass das Private politisch ist, ohne je ins Plump-Parolenhafte abzudriften.
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