5 Punkte von Björn Siebert:
An Verbeugungen vor dem Gerne des italienischen Giallo mangelt es zur Zeit nicht. Erst letztens haben wir den sperrigen und rätselhaften "Amer" verdaut, haben Andreas Marschalls "Masks" als einen der besten deutschen Horrorfilme seit Jahren entlarvt und nun kommt aus dem britischen Empire ein Geschoss mit Namen "Berberian Sound Studio" angeflogen. Peter Stricklands Film spielt dann auch direkt in Italien im Jahr 1976. Dario Argento drehte da wohl gerade Suspiria. Der Held, ein begnadeter Soundingenieur und ängstliches Müttersöhnchen aus England, wird nach Italien eingeflogen um einen die Vertonung bei einem italienischen Horrorfilm zu helfen. Stricklands erster Trick, er dreht zweisprachig Englisch / Italienisch und lässt die Sprache so zu einer weiteren Soundebene werden. Stricklands Trick Nummer 2: Er zeigt so gut wie keine Bilder vom vertonten Film, alles was wir sehen hat mit Tönen und der Erzeugung von Tönen zu tun. Natürlich gibt es auch eine Spannungseben, die muss man hier aber nicht verraten. Berberian Sound Studio ist ein wirklich kluges Stück Filmkunst, visuell berauschend, soundtechnisch überzeugend und mit einer Prise englischem Humor gewürzt. Einer der mutigsten und absonderlichsten Horrorfilme der letzten Jahre, Meta-Film-Kunst und doch trotzdem ganz bei sich und seiner eigenen Story. Durch die Darstellung von Filmproduktionsmethoden erinnert er natürlich auch an Brian de Palmas "Blow Out", den großen Tonfilm über den Ton im Film überhaupt. Berberian Sound Studio gehört in die Liste der besten Filme 2013 und bekommt von mir die volle Punktzahl.
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