5 Punkte von Björn Siebert:
Der „Duke of Burgundy“ (Hamearis lucina) ist eigentlich eine Schmetterlingsart, die im Deutschen als Schlüsselblumen-Würfelfalter bezeichnet wird. In der neueren Kinogeschichte ist "Duke of Burgundy" einer der interessantesten Filme der letzten Jahre. Schon Peter Stricklands Vorgänger "Berberian Sound Studio" durfte das von sich behaupten. Beide verbindet erst einmal ein ausgetüfteltes Sounddesign. "Duke of Burgundy" erzählt eine Liebesgeschichte zwischen Rollenmuster und Rollenspiel. Ein lesbisches Pärchen verstrickt sich in sadomasochistischen Ritualen in einer Welt in der es scheinbar ebenfalls Macht- und Realitätsverschiebungen gibt. Strickland nahm sich für "Berberian Sound Studio" die Textur von trivialen, italienischen Kriminalstücken, dem dreckigen Bahnhofskino der 70er vor. Heraus kam ein Meta-Giallo. Bei "Duke of Burgundy" verbeugt er sich vor den Softcore- und Sexploitation-Filmen (Obwohl Strickland keine einzige Nacktszene in seinem Film aufnahm) der 1970er Jahre und erweckt dabei den alten Traum der Surrealisten von einem Kino, das reine Poesie ist, zu neuem Leben. Ein tatsächlich aussergewöhnlicher Film, entrückt, intelligent, sinnlich, bizarr, faszinierend.
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