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In This World

Grossbritannien 2002

DVD 89min

Standort

WestEnd Regisseure A-Z

Sprachen
Deutsch, Mehrsprachig   
Untertitel
Deutsch   
Regie
Michael Winterbottom
Drehbuch
Tony Grisoni
Kamera
Marcel Zyskind
Musik
Dario Marianelli
Produzent
Andrew Eaton, Anita Overland, David M. Thompson
Schauspiel
Imran Paracha,  Enayatullah,  Hiddayatullah, Wakeel Khan, Jamal Udin Torabi
Awards
Berlinale: Goldener Bär für Michael Winterbottom
BAFTA: Bester ausländischer Film
Genre
Drama, Dokumentation
Stichworte
Migration
Inhalt
Die Odyssee zweier Afghanen, die mit Hilfe von Menschenschmugglern nach Großbritannien gelangen möchten. Nahegehendes Doku-Drama.

Kommentare

5 Punkte von Lars Tuncay:
Fast täglich lesen wir irgendwo in einem winzigen Artikel von einem Boot, bis auf den letzten Zentimeter vollgepackt mit Flüchtlingen, das irgendwo von den Behörden aufgegriffen wurde oder tragisch versank. Welche Einzelschicksale sich dahinter verbergen erfahren wir nie. Dies beschäftigte auch Michael Winterbottom („Das Reich und die Herrlichkeit“). Der politisch versierte Regisseur beschloss, die Menschen hinter den Zahlen zu zeigen und reiste ins krisengeschüttelte Afghanistan, um vom größten Flüchtlingscamp von Peshawar aus eine Flucht zu inszenieren, die sich so ähnlich täglich von der westlichen Welt unbemerkt abspielt. Der vierzehnjährige Jamal (Jamal Udin Torabi) und sein Cousin Enayat (Enayatullah) möchten raus aus dem Elend und der Hoffnungslosigkeit der Siedlung Shamshatoo. Von ihrer Familie unterstützt brechen sie auf nach London, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Es beginnt eine sechsmonatige Odyssee über Pakistan, den Iran, über die Berge in die Türkei, wo die beiden schließlich in einem LKW versteckt mit einer Fähre nach Frankreich gelangen. Mehr als einmal heißt für die beiden ein Schritt vorwärts auch zwei Schritte zurück und dennoch geben sie nicht auf. Winterbottom, der bereits mit „Welcome to Sarajevo“ den Schlagzeilen ein Gesicht gab, wagte mit „In this World“ nur mit einer Handkamera und einem grob skizzierten Drehbuch bewaffnet ein filmisches Experiment. Monatelanges Ringen mit den Behörden und die Auswertung von über 140 Stunden Videomaterial ergaben eine mitreißende, bewegende Reise, die auch den Zuschauer an seine Grenzen treibt. Das aufrührende Plädoyer gegen Krieg erhielt in diesem Jahr zurecht den goldenen Bären der Berlinale. Zynisch erscheint es da, dass Jamal am Ende selbst zum Flüchtling geworden ist und nach seiner Abschiebung erneut die Flucht nach London wagte, wo er nun bis kurz vor seinen 18. Geburtstag leben darf. So hat die Realität am Ende doch die Geschichte eingeholt.

4 Punkte von anonym:
....auf dem landweg nach indien oder pakistan zu reisen, ist für manche westeuropäer ein traum, andere wiederum haben diesen traum verwirklicht, und können ihre erlebnisse kaum in worte fassen... man ist frei, trifft auf die unterschiedlichsten menschen und kulturen und reist mit der gewissheit, wieder ins heimelige europa zurückzukehren. ganz anders sehen da die bedingungen für die menschen aus, die die reise in umgekehrter richtung nehmen. die bezeichnung abenteurer oder reisende will hier nicht mehr passen. die rede ist von FLÜCHTLINGEN. michael winterbottom, der englische regisseur (u.a. I want you, Welcome to Sarajevo), drehte einen film über die reiseroute und das schicksal von zwei afghanischen flüchtlingen auf dem weg ins 'gelobte' europa. ein film der sich am schnittpunkt von dokumentation und fiktion bewegt, ein film der einen auf quasi authentische weise vor augen führt, wie anders die reisebedingungen und motivationen sind, die in richtung europa unterwegs sind. IN THIS WORLD gibt man/frau einen einblick, in das, was sich sonst eher hinter zahlen, statistischen daten und politischen sammelbegriffen in zeitungsberichten verbirgt - einzelschicksale die für viele stehen. winterbottom ist es mit einem kleinen team und dv-kameras gelungen, ein politisch motiviertes amalgan aus dokumentarfilm und fiktionalem erzählen zu schaffen - und das auf beklemmende und herzliche weise zugleich. eine filmische herangehensweise, die in zukunft wohl noch vieles interessantes enstehen lassen wird. TIP: nach, oder vor dem film --> die making-of-dialoge zwischen regisseur und drehbuchschreiber zu IN THIS WORLD

5 Punkte von Liv:
Michael Winterbottom legt dem Zuschauer ans Herz sich näher mit der durch die immer selben Medienbilder distanzieten afghanischen Flüchtlingsproblematik zu beschäftigen. Als fesselnder halbdokumentarischer Film geht gelingt es Winterbottom die Flüchtlingstragödie zu personifizieren und dem Elend der illegalen Immigration ein Gesicht zu verleihen. Mit digitaler Videokamera aufgenommen vermittelt der Film Authentizität und zwingt zur mitfühlenden Parteinahme. Ein vor allen Dingen großes humanistisches Filmwerk.

© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb