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Whale Rider

Neuseeland, BRD 2002

DVD 97min

Standort

WestEnd Drama - Europa & Welt

Sprachen
Deutsch, Englisch   
Untertitel
Deutsch   
Regie
Niki Caro
Drehbuch
Niki Caro
Kamera
Leon Narbey
Musik
Lisa Gerrard
Produzent
Reinhard Brundig, Tim Sanders, John Barnett, Frank Hübner
Literaturvorlage
Witi Ihimaera
Schauspiel
Cliff Curtis, Grant Roa, John Sumner, Keisha Castle-Hughes, Vicky Haughton, Rachel House, Taungaroa Emile, Rawiri Paratene, Mana Taumaunu
Awards
Sundance: Publikumspreis
Toronto: Publikumspreis
Empfohlen von
Lars , Mitarbeiter
Genre
Drama
Stichworte
Coming-of-age, Jugendfilm
Inhalt
Berührende Geschichte aus Neuseeland um ein junges Maori-Mädchen, die die emanzipatorischen Bestrebungen der nachwachsenden Maori-Generationen überzeugend darstellt.

Kommentare

4 Punkte von Tino:
Die Maori glauben, dass ihre Vorfahren auf Kanus in das jetzige Siedlungsgebiet gekommen sind. Maori der Ostküste glauben darüber hinaus, dass ihr Vorfahre Paikea gekentert ist und auf dem Rücken eines Wales an Land kam. Jeder erstgeborene Sohn seiner Nachfahren wird neuer Stammeshäuptling (whale rider). So soll es auch diesmal wieder sein. Doch bei der Geburt des neuen Häuptlings kommt es zu einer Tragödie. Die Mutter stirbt und mit ihr der Auserwählte. Seine kleine Zwillingsschwester Pai überlebt. Für Koro den Großvater und amtierenden Häuptling kommt die Trennung der Ahnenlinie dem Untergang gleich. Er sucht alle erstgeborenen Jungen des Stammes zusammen, um den neuen Häuptling zu ermitteln. Doch alle versagen bei der Prüfung. Pai, die ihren Großvater über alles liebt fühlt schnell, dass sie die Außerwählte sein könnte und verletzt die Stammesriten. Es entwickelt sich ein Drama zwischen Enkelin und Großvater, von dem die Existenz des Stammes abhängt. Der Film spielt im Hier und heute und verdeutlicht, auch für Außenstehende sehr gut, das Spannungsfeld zwischen der Tradition der Maori und der westlichen Lebensweise. Insbesondere Pai aber auch Koro, sowie ihr Verhältnis zueinander geben dem Thema die besondere Würze und machen den Film auch für Nichtmaori wie mich sehr sehenswert.

5 Punkte von Lars Tuncay:
Es ist schon manchmal kurios zu sehen, welche Wege deutsche Fördergelder gehen. Im Fall von "Whale Rider" war der Weg ziemlich weit: das ambitionierte Aborigini-Drama aus Neuseeland wurde mit Geldern der Filmstiftung NRW realisiert und darauf können wir hierzulande mehr als stolz sein. Niki Caros poetischer Film wurde bereits auf mehreren Festivals, wie z.B. in Sundance und Rotterdam, mit Preisen ausgezeichnet und läuft derzeit für einen Independent-Film äußerst erfolgreich in den amerikanischen Kinos. Das mag zum einen an der beeindruckenden Naturkulisse und den träumerischen Bildern einer fernen Zivilisation liegen. Es dürften aber vor allem die behutsame Erzählweise und die fesselnde, mitreißende Story sein, die Groß und Klein scharenweise ins Kino locken. Erzählt wird die Geschichte von Pai, einem 12jährigen Aborigini-Mädchen, dessen Volk dem Untergang geweiht zu sein scheint, da es keine männlichen Nachkommen in ihrer Familie gibt. Ihr Großvater Koro, der Häuptling der Ngati Konohi, bildet daher die Jungen des Stammes aus und versucht mittels Prüfungen einen würdigen Nachfolger des Stammesgründers Paikea zu finden. Dieser soll im achten Jahrhundert auf dem Rücken eines Wals über die Ozeane ans Festland geritten sein und den Stamm gegründet haben. Obwohl sie ein Mädchen ist und an der Ausbildung nicht teilnehmen darf, trainiert Pai heimlich mit. Basierend auf dem Buch der Maori-Schriftstellerin Witi Ihimaera ist Niki Caro ein berührendes, magisches Stück Film aus einer anderen Welt gelungen, das Zuschauer jeden Alters verzaubern wird. Zu verdanken ist dies vor allem der beeindruckenden Hauptdarstellerin Keisha Castle-Hughes, die einem mit ihrer traurigen, aufrichtigen Art sofort ans Herz wächst.

5 Punkte von Liv:
Der Film ist eigentlich viel zu schön, um darüber zu urteilen - durch seinen Zauber auf der Metaebene entzieht er sich jeglicher Kritik. Und genau das ist es, was ein Film leisten muss - Unerklärliches in unsichbaren Räumen zu schaffen - kurzum, den Menschen zum Gefühl anregen. Eben diese Empathie ist die größte Kunst des Filmes: kein Auge bleibt trocken, wenn dass kleine Mädchen vor Neuseeland verwunschener Kulisse um Anerkennung in ihrem Stamm kämpft. Und das zwischen Leben und Tod - wie das wirkliche Kino es fordert. Viel, sehr viel gibt es an diesem emotionalen Film zu bestaunen.

4 Punkte von Susanne Schulz:
Koro, der Häuptling des Dorfes setzt alle Hoffnung in die Geburt eines Enkels, der als würdiger Nachfolger seinem Stamm wieder Stärke geben soll. Doch von den Zwillingen, die das Licht der Welt erblicken, stirbt der Junge und nimmt seine Mutter mit sich. Nur das Mädchen überlebt. Ihr Vater Porourangi nennt sie Paikea und verlässt Dorf und Kind um zu trauern. Der kauzige Koro schließt die kleine Pai trotz anfänglicher Ablehnung bald in sein Herz, versucht aber trotzdem auf anderen Wegen, einen Stammhalter zu erziehen. Die erstgeborenen Söhne des Dorfes müssen antreten, um sich in Taiaha, dem traditionellen Stockkampf, Gesang und Geschichte des Stammes unterrichten zu lassen. Mädchen sind nicht zugelassen. Aber so schnell gibt Pai nicht auf. Sie weiß ganz tief in sich drin, dass sie dazu bestimmt ist, das Dorf zu führen, steht sie doch in direktem Kontakt zu ihren Vorfahren. Vorsichtig und mit leisem Humor hat Regisseurin Niki Caro den Mythos um Paikea inszeniert. Sie führt die Maori nicht als schöne Wilde in atemberaubender Kulisse vor, sondern setzt ein sehr zeitgemäßes Problem, welches zugleich zeitlos ist - denn Werte und Traditionen befinden sich ja bekanntlich immer im Wandel - mit erzählerisch traditionellen Mitteln um. So lebt die Geschichte nicht von überraschenden Wendungen sondern vor allem von der beeindruckenden Leinwandpräsenz, die Keisha Castle-Hughes der Figur der Pai zu geben vermag. Man leidet, kämpft und bangt mit dem Mädchen bis zur letzten Minute, weiß aber immer, dass sie es schaffen wird, ihrem Großvater zu beweisen, dass auch eine Frau mutig genug sein kann, Verantwortung für die Zukunft eines ganzen Stammes zu übernehmen.

© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb