4 Punkte von anonym:
Der Film ist ruhig und doppelbödig wie ein filigranes Gemälde: Ein verstört wirkender Mann zieht in einem abgewrackten Wohnheim ein und durchlebt erneut seine Kindheit. In seinem minimalistischen Universum zieht aus Bindfäden ein Spinnenetz und versteckt Notizen unter dem Teppich. Cronenberg verzichtet völlig auf special effects, und auch die eigentliche Story, die hier nicht verraten werden soll, ist recht simpel. Es geht allein um die Atmosphäre des gefangenseins in der Vergangenheit, der Unsicherheit der Wahrnehmung, und die Verlorenheit eines Kindes, dessen Weltbild in seinen Grundfesten erschüttert wird.
4 Punkte von T- Bone Steak:
SPIDER, sagte David Cronenberg nicht ganz ohne Ironie, sei sein erster Film, der ganz ohne Spezialeffekte auskommt. Doch auch SPIDER bleibt in seiner Thematik ein Cronenberg- Film, aber-und das ist die Überraschung- auf sehr viel subtilere Art und Weise. Es fehlen nicht nur die blutig-pittoresken Schockeffeke -die man ja gerade als Cronenbergfan sehr zu schätzen weiß- es fehlt auch jener ganz spezielle zynische Humor. SPIDER wirkt geradezu menschlich, man möchte sagen: warmherzig. Cronenberg ist hier mehr am Portrait eines Außenseiters, als am straffen Erzählen oder Provozieren interessiert. Mag sein, dass SPIDER dadurch einige Längen hat-doch tut das dem Film letztlich kaum Abbruch.
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