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21 Gramm

USA 2003

DVD 120min

Standort

WestEnd Drama - Hollywood

Sprachen
Deutsch, Englisch   
Untertitel
Deutsch   
Regie
Alejandro González Iñárritu
Drehbuch
Guillermo Arriaga
Kamera
Rodrigo Prieto
Musik
Gustavo Santaolalla
Produzent
Alejandro González Iñárritu, Guillermo Arriaga, Ted Hope, Robert Salerno
Schauspiel
Sean Penn, Eddie Marsan, Naomi Watts, Benicio Del Toro, Danny Huston, Charlotte Gainsbourg, Clea DuVall, Paul Calderon, Annie Corley, Carly Nahon, John Rubinstein, Michael Finnell
Awards
IFP Independent Spirit Awards für Naomi Watts, Benicio Del Toro, Robert Salerno, Guillermo Arriaga, Alejandro González Iñárritu, Sean Penn
Empfohlen von
Martin, Mitarbeiter
Genre
Thriller, Liebesfilm
Stichworte
Religion
Inhalt
Ein tödlicher Autounfall verknüpft das Leben dreier Menschen. Der Film wird nicht chronologisch erzählt, erst langsam werden die Beziehungen der parallel erzählten Geschichten zueinander sichtbar und ergeben eine intensive Betrachtung von Liebe und Hoffnung, Rache und Sühne. Der brillant inszenierte und montierte Film wirft existenzielle Fragen auf und beeindruckt v.a. Stimmungen und Gefühlslagen, in die er den Zuschauer einbezieht. Inarritu drehte den Film kurz nach dem Verlust seines eigenen Kindes kurz nach der Geburt; der Titel bezieht sich auf das Gewicht der "Seele", wie es ein Wissenschaftler in 19. Jahrhundert behauptete.

Kommentare

4 Punkte von Lars Tuncay:
Das Drehbuch meint es wirklich nicht gut mit seinen Protagonisten: da ist zum einen Collegeprofessor Paul Rivers (Sean Penn) und seine Frau Mary: er wartet todkrank auf ein Spenderherz, während sie ein Kind von ihm erwartet, um ihn nicht ganz zu verlieren. Einen schmerzhaften Verlust muss auch Cristina Peck (Naomi Watts) erfahren, deren Familienglück jäh zerbrochen wird. Als gebrochener Mann ging Jack Jordan (Benicio Del Toro) in den Knast, doch jetzt scheint er Halt in seiner Familie und seinem Glauben gefunden zu haben, bis dieser durch ein tragisches Ereignis erschüttert wird. Sie alle hadern mit ihrem Schicksal und ahnen nicht, dass es mit denen der anderen verknüpft ist. Alejandro González Iñárritu („Amores Perros“) meint es in seinem zweiten Film auch nicht gerade gut mit seinen Zuschauern: im Gegensatz zu seinem mit Preisen überschütteten Erstling verwebt er die drei Episoden derart unchronologisch, dass man in der ersten halben der mehr als zweistündigen Tour de Force enorme Schwierigkeiten hat, den roten Faden zu finden. Da liegt Penn um sein Leben ringend im Krankenbett und spaziert in der nächsten Szene munter durchs Bild. Während Kameramann Rodrigo Prieto bei „Amores Perros“ noch Farbfilter einsetzte, um die Geschichten voneinander zu trennen, benutzt er hier eine düstere, grobkörnige Optik in den dramatischen Szenen und hellere Farbtöne wenn die Geschichte zur Ruhe kommt. Sean Penn dürfte sich mit seiner Leistung in jedem Fall endlich einen Oscar sichern können – immerhin stehen Todkranke bei den Academys immer hoch im Kurs – und auch Benicio Del Toro zeigt erneut sein ganzes Können. Die eigentlich Überraschung aber ist Naomi Watts („Ring“), der man die gefühlvolle Darstellung der Cristina sicher nicht zugetraut hätte. Alles in allem überragen die schauspielerischen Leistungen, man muss sich aber fragen, ob Iñarritus Film die gleiche Wirkung erziehlen würde, wären die Szenen in der zeitlich richtigen Reihenfolge.

5 Punkte von mrs.hippie:
wunderbarer film. macht euch darauf gefasst, die ersten 30 minuten absolut unwissend und völlig verwirrt die meistens nicht länger als 60 sekunden langen szenen gespannt zu beobachten, irgendwann hat man alle drei nebeneinanderlaufenden handlungen in etwa verstanden. und man beginnt, die grandiosen schauspielerischen leistungen (naomi watts als einzige überraschung, sean penn excellent!)in sich aufzusaugen, zu genießen und gespannt das alles auflösende ende abzuwarten. ich finde, inarritu baut in seinem zweiten film eindeutig mehr spannung auf, durch die puzzle-artig-ablaufenden kurz-szenen und die verstrickteren figurenzusammenhänge. ein echtes filmerlebnis mit seiner ganz eigenen ausstrahlung.

3 Punkte von Susanne Schulz:
Streiften sich die Lebensgeschichten seiner Figuren in Alejandro González Inárritus Vorgängerfilms „Amores Perros“ nur an einzelnen Anknüpfungspunkten, hängt in seinem neuesten Film alles mit allem zusammen. Die Leidenswege von Jack (Benicio Del Toro), dem ehemaligen Häftling, der nun zu Gott gefunden hat und seine Familie mit rigorosen Glaubensauslegungen terrorisiert, der drogensüchtigen Christina (Naomi Watts) und dem herzkranken Paul (Sean Penn), karambolieren an entscheidenden Einschnitten in deren Leben. Es beginnt alles in einem drittklassigen Motel an irgendeinem Highway in Amerika: Christina und Paul im Bett. Einige Türen weiter haust Jack, der seine Familie verlassen hat, weil er Frau und Kindern vor lauter Selbsthass nichts mehr zu geben vermag. Wie es dazu kommen konnte erzählt Inárritu in verschachtelten Rückblenden und poetischen Bildern (Kamera: Rodrigo Prieto). Langsam bewegt er sich so in die Zeiten zurück, in denen Christina noch Mutter zweier wunderschöner Mädchen und glücklich mit Michael verheiratet war. Derweil hustete sich Paul die Seele aus dem Leib. Ohne Sauerstoffapperatur schaffte er es nicht mal mehr aufs Klo. Seine Exfreundin war zu ihm zurückgekehrt, um ihn zu pflegen und zudem wollte sie ein Kind von ihm. Alte Wunden sollten geheilt werden. Dann der Anruf aus der Klinik: ein Spenderherz wurde gefunden. Als das Telefon bei Paul klingelte, war Jack gerade damit beschäftigt, sein Leben in die richtigen Bahnen zu bekommen. Spätestens ab dem Mittelteil gerät dann das Melodram um Rache, Ehre und Vergebung, welches wie ein Schiffchen auf stürmischer See immer wieder geradezu auf eine Klippe zusteuert, um sie dann doch noch rechzeitig zu umschiffen, gefährlich ins Schlingern, erahnt nun wohl auch der Letzte, an welchem Felsen die konstruierten Schicksalsschläge zerschellen werden. Die Auflösung des Beziehungsgeflechts gerät deshalb auch trotz asynchroner Erzählweise weder originell noch überraschend. Kann man au?erdem der hochkarätigen Schauspielerriege nicht ihr emotional dichtes Spiel absprechen, so scheint es trotzdem, dass auch diese im starren, dramaturgischen Korsett des Films gefangen ist, der unbedingt zu einem moralischen Ende finden MUSS. Alles was der Regisseur in Eingangs erwähntem Erstling noch andeutete und trotzdem überzeugend zeigte, wird hier gnadenlos zu Ende erzählt und verliert gerade deshalb an Spannung und Aussagekraft.

© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb