WestEnd Regisseure A-Z
4 Punkte von Stefan:
Nur wenige Minuten bleiben Leonard für ein paar Notizen, mit denen er versucht, Geschehenes zu rekonstruieren, um den Mord an seiner Frau zu rächen. Dann verblasst sein Gedächtnis unwiderruflich ... – wie das Polaroid zu Beginn des Films. Der läuft nämlich rückwärts: jede Szene beginnt mit dem Ende der darauffolgenden. In beklemmender Weise nehmen wir teil an Leonards Amnesie, um erst kurz vor Schluss seine ursprüngliche Identität zu begreifen.
Vergessen heißt vergessen, wer man ist. So simpel dieser Gedanke klingen mag, so beunruhigend wirkt er in seiner spürbaren Umsetzung. Allein die Abkopplung vom gewohnten linearen Ablauf der Zeit erzeugt eine Atmosphäre alles verfremdender Orientierungslosigkeit. Gekrönt wird das Erlebnis durch einen in seiner Verletzlichkeit und Härte absolut überzeugenden Guy Pearce, dessen Züge die Angst seiner unfreiwilligen Einsamkeit greifbar werden lassen.
5 Punkte von anonym:
Der Geschäftsmann Leonard Shelby hat ein Problem : Er leidet an einer seltenen, unheilbaren Form von Gedächtnisschwund, wodurch er sich kaum an nur 15 Minuten zuvor Geschehenes erinnern kann. Dennoch hat er sich geschworen, den Vergewaltiger und Mörder seiner Frau zu stellen. So müssen Karteikarten, Fotografien, Notizen und Tattoos das Erinnerungsvermögen ersetzen, mit dem Leonard sein Leben krampfhaft zusammenzuhalten versucht. Hartnäckig verfolgt er das Ziel, das er sich auf den Leib eingebrannt hat: "Find him and kill him".... Ein fesselnder Thriller für Krimifreunde, die gerne mitdenken.
5 Punkte von Crust:
Christopher Nolan ("Insomnia", "Following") hat sich bereits mit seiner zweiten Regiearbeit selbst ein Denkmal gesetzt. Ein wirklich bemerkenswert geschickt zusammengesetztes psychologische Verwirrspiel, den Zuschauer mit seiner Geschichte extrem fordernd und voll beklemmender Spannung. Guy Pearce hat hier DIE Rolle seiner bisherigen Karriere (zu der leider auch Gurken wie "Rules - Sekunden der Entscheidung gehören) und nach dem Film fragt man sich, ob man denn vielleicht selbst ein kleiner Leonard Shelby ist. Schwere Kinokost, die alles, was wir für real halten, in Frage stellt.
2 Punkte von Tromaville:
Finde ich die Handlung doch etwas platt wenn mensch den Film "vorwärts" von "rückwärts" betrachtet fand ich ihn doch von der Darstellung der Characktere gut gezeichnet. Ich fand den Film als solches auch sehr gut geschnitten. Soll heissen das sich keine große Verwirrung bei den Zuschauer/innen breitmacht und das Ende relativ verständlich aufgedeckt wird. Mein Fazit: Für einen gemütlichen Filmabend allemal gut.
3 Punkte von anonym:
Die Idee einen Film rückwärts zu erzählen - ein gewagter Versuch, und logisch dramaturgische Konsequenz für die reale Existenz einer Dramaturgie nach vorhandenem Schema. Filmisch ungewohnt, aber nicht zwingend spannend, eher unterhaltsam, denn als fordernd. Ästhetisch absolut amerikanisch - Spannung vor allem aus der Lichtdramaturgie: Guy Pearce im Dunkeln, im Schatten seiner Selbst - gut gemachte Doppelbödigkeit. Solides Werk mit mutigem Ansatz.
5 Punkte von anonym:
Schaut man sich den Film in normaler Form an (chronologisch rückwärts) verdient er absolut 5 Punkte deluxe. Schaut man ihn sich rückwärts - also chronologisch - an (dazu einfach im Menü "Film Starten" markieren und 2x nach rechts drücken) verliert der Film (logischerweise) seinen Reiz, da man gleich am Anfang den Usprung Pearce's Handels zu sehen bekommt.
Dieser Film ist ein MUSS.
4 Punkte von Jana:
Der Film beginnt mit einem Mord. Von da an geht es rückwärts. Der Film zeigt in zwei verschieden gegeneinander gerichteten Zeitverläufen (der Verlauf in die Vergangenheit ist rückwärts, während die schwarz- weiß Bilder die Geschichte voran treiben), was passiert ist und wie alles aufeinander aufbaut. Der Film ist spannend und hinterläßt auch hinterher noch Fragen, da man sich zunächst selbst noch einmal die Geschichte in der richtigen Reihenfolge ins Gedächtnis rufen muss. Einziger Negativpunkt für mich: Die Geschichte rückwärts zu erzählen ist aus Filmen wie Irreversibel bereits bekannt.
4 Punkte von anonym:
Tja, liebe Jana, da scheinst aber auch du in der Zeit rückwärts zu leben. Schau mal wann Memento und wann Irreversible rausgekommen sind.
5 Punkte von Tora Inu:
Bekannt wurde "Memento", weil er seine Geschichte rückwärts erzählt. Dies allein als strukturelle Idee zu bewerten, wird dem Film allerdings nicht in vollem Umfang gerecht. Er beginnt mit dem Ende (dem Finden) und dem Anfang (dem Suchen) zugleich und läßt beide Erzählstränge abwechselnd zur Mitte hin zulaufen, wo beide - das Suchen und das Finden - in einem völlig neuen Kontext neu bewertet, ja fast vertauscht werden. WAS man findet wird abhängig von der Art, WIE man sucht und dies ist nicht zuletzt davon abhängig, WARUM man sucht.
Aber selbst dies dient allein dazu, den inneren Zustand eines Menschen zu beschreiben, der nur in Minuten lebt, der in einer Verlassenheit agiert, die nicht aufhebbar ist. Nie war eine Entschuldigung dafür in ihrer Flüchtigkeit und Einsamkeit besser dargestellt. Und jeder, der schon einmal einen Gedächtnisverlust - und sei er auch nur temporär - mitgemacht hat, wird sich sofort in dem Hangeln an der Kette von Details wiederfinden, die einen Sinn ergeben MÜSSEN - und zwar aller paar Minuten. Ohne zu wissen, wie bedeutsam oder zuverlässig das Gesehene ist und ob es ein Gesamtbild ergibt. Durch die rückwärts gewandte Erzählweise begleitet der Zuschauer dieses Leben ohne eine Vergangenheit, mit den selben Fragestellungen und - getragen von einer traumhaften Musik - in die selbe Ungewissheit.
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