4 Punkte von Stefan Senf:
Mit stolzgeschwellter Brust verkündete 1983 das DDR-Fernsehen, die aufwendige Co-Produktion als Europa-Premiere zu zeigen! Der Grund: "Marco Polo" war einer der katastrophalsten Flops der jüngeren TV-Geschichte - keine Fernsehstation wollte ihn haben. Und so ging eine der bemerkenswertesten Mini-Serien sang- und klanglos unter. Anfang der 80er wollten die Zuschauer mutige Sternenkrieger sehen und zuschlagende Muskelmänner; keiner war interessiert an einer tragischen Figur, deren Lebensgeschichte in leisen Tönen geschildert wird. Dieser Weltreisende, der so oft als Heros dargestellt wurde, zeigt sich von einer ganz anderen Seite: ein junger Bursche, welcher der Enge seiner Heimat entfliehen will und damit sein einfaches Glück wegwirft. Marco verliert im Laufe der Handlung jeden, wirklich jeden Menschen, der ihm etwas bedeutet. So sind im gewissen Sinne seine einzigen treuen Begleiter das klagende Cello und die wehmütige Flöte in Ennio Morricones sensibler Musik. Nein, ein hartes, farbenfrohes Abenteuer wird hier nicht präsentiert. Trotzdem sei dieser Mehrteiler allen ans Herz gelegt, die von einem Film mehr erwarten als nur oberflächlichle Unterhaltung - schon deswegen, weil er seit ungefähr 20 Jahren nicht mehr im Fernsehen gezeigt wurde.
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